Gestalt_Geschöpf_Gesicht

 Einleitungstext zur Ausstellung bildnerischer Arbeiten 

der Meisterschule für Kunst und Gestaltung Ortweinschule /Abteilung MALEREI

  

Gestalt:meint umgangssprachlich die äußere Form, den Umriss, Wuchs oder die Erscheinung von Personen, Skulpturen oder allgemein von Lebewesen (und deren Darstellung), aber auch deren Wirkung und Präsenz, beispielsweise als „Lichtgestalt“. Als Fachbegriff ist er ein Topos der deutschsprachigen Geistesgeschichte, der das klassische Problem des Übergangs von äußerlich wahrnehmbarer Welt zur inneren Vorstellungswelt als eine Gestalt auflöst. In ihm verbindet sich die Aktivität der Handlung mit der Passivität der Wahrnehmung zu einer Einheit, in welcher der Übergang zwischenAnschauung und Bedeutung verschmilzt. (1a)

 

Geschöpf:Die Bezeichnung hat Ähnlichkeit mit Natur oder Lebewesen, die bereits da waren, jetzt existieren und auch dann noch da sein werden, bevor und nachdem wir längst vergangen sein werden. Der Begriff wird mit einem Schöpfergott verbunden, der mit allen Geschöpfen (aller Zeiten) in Wechselbeziehung steht. Wo diese theologische Konnotation ausgespart wird, kann der Sprachgebrauch des Begriffs Kreatur geeignet sein, um außergewöhnliche (wirkliche oder erdachte) Lebensformen zu bezeichnen.  (1b)


Gesicht: steht für das Angesicht eines Lebewesens, für die Formung eines Gesamtbildes (z. B.einer Sache ein Gesicht verleihen), für den Gesichtssinn und das Sehvermögen, in asiatischen Kulturen auch für Reputation (z. B.: das Gesicht verlieren“) oder für eine mystische Vision. (1c)

 

Existenziell verknüpft mit den drei vorangegangenen Begriffen ist ein Lebensprinzip: die Metamorphose. Diese findet sich in Natur und Kultur, in Evolution und Revolution, im Makro- wie im Mikrokosmos. Veränderungen, die stattfinden in Jahreszeiten, im Tag-Nachtwechsel, in Wachstums- und Sterbezyklen, in Mythologien und Religionen der Völker. Uns im Traum begegnende Archetypen wollen uns helfen, Fremdheit zu begreifen und Rätselhaft in Verständnis aufzulösen.

 

In Grimmelshausens Roman „Simplizissimus“ allerdings taucht als personifiziertes Prinzip der Verwandlung ein Dingwesen auf namens BALDANDERS. Als wahnwitziges Element der Unruhe scheint es wie ein literarischer Vorbote zur gesellschaftlichen wie wissenschaftlich-technologischen Gegenwart, in der „Zauberlehrlinge“ in ungeduldigem Eifer vermeintliche Meisterschaften verzelebrieren.

  

Und in der Kunst, die sich seit Jahrzehnten mit allen möglichen Disziplinen lustvoll paart  und hernach sokratische Reflexionen gebiert, surrt als belebendes Glühwürmchen der Schöpfung die Idee der FREIEN FORM: ein Mikrogestirn, rotierend und funkelnd, beäugt und bewacht von der KATZE ZUVERSICHT.                                                                                                         

 Josef Fürpaß  (1a, 1b, 1c: siehe Wikipedia)

Di bis Fr jeweils 16 bis 19 Uhr • Sa 10 bis 13 Uhr